FDP Forum - Gesundheitswesen im Zwiegespräch

Im Singsaal Hirsgarten in Rikon wurde am 2. April 2024 das FDP-Forum «Gesundheitswesen im Zwiegespräch» durchgeführt. Die komplexe Materie wurde aus der Sicht von zwei Praktikern erläutert.

FDP.Die Liberalen boten mit dem Forum der Bevölkerung Gelegenheit, von zwei Praktikern über Aktuelles und Trends im Gesundheitswesen Informationen aus erster Hand zu erhalten.

Dr. med. Micheal Übersax, Executive MBA HSG, referierte unter dem Titel «Welche Medizin können wir uns in Zukunft noch leisten? ». Dank Robotik und KI und anderen Technologien werden medizinische Behandlungen unterstützt und erleichtert. Dadurch wird dem Fachkräftemangel entgegengewirkt. Dennoch werden immer mehr medizinische Leistungen notwendig. Dies vor allem durch die zunehmende Lebenserwartung hervorgerufen. Läuft die Entwicklung weiter wie bisher, werden bis 2035 die Hälfte der Hausartzpraxen nicht besetzt werden können und bis 2030 fehlen 20'000 Pflegefachkräfte. Welche Massnahmen können helfen? Die Stichworte dazu sind Ambulantisierung, Selbstverantwortung, Leistungsanpassung sowie Digitalisierung, KI und Robotik. Die Digitalisierung des Schweizer Gesundheitssystems hat ein Potenzial von 8,2 Milliarden Franken, was 11,8 % der Gesundheitsausgaben entspricht.

Rolf Tannò, Geschäftsführer des Zweckverbandes Pflege und Betreuung Mittleres Tösstal, welches die beiden Pflegezentren Im Spiegel in Rikon und Lindehus in Turbenthal betreibt und mit der Spitex Mittleres Tösstal die Verbandsgemeinden versorgt, schildert die Sicht auf das Gesundheitswesen aus seiner Sicht. Neue Wohnformen im Alter etablieren sich: länger selbständig zu Hause, ob in der eigenen Wohnung, einer Alters-WG oder Mehrgenerationen-Haushalt führen zu kürzeren Aufenthalten im Pflegheim. Die «Karriere» als Patient ist nicht mehr geradlinig, sondern führt über verschiedene Stationen von Spital, Klinik, Reha, Kurzzeitpflege, Spitex zu Hause, Langzeitpflege in unterschiedlicher Folge. Zum Fachkräftemangel führt Rolf Tannò aus, dass es nicht nur an Fachkräften mangelt, sondern insgesamt an Arbeitskräften, sei es in der Gastronomie, dem Reinigungsdienst und anderen Berufen, welche ebenso für das Gesundheitswesen notwendig sind.

Beide Referenten sind auf die Kosten des Gesundheitswesens eingegangen, welche in der Schweiz 11,8 % des Bruttoinlandproduktes (BIP) betragen. Damit ist das Gesundheitswesen der wichtigste Wirtschaftszweig der Schweiz. Kosten und deren Finanzierung sind ein weites und komplexes Themenfeld. Einfache Lösungen dazu gibt es nicht. Wird an einer Stellschraube gedreht, sind deren Auswirkungen genau zu prüfen.

Nach den beiden Referaten konnte das Publikum noch Fragen stellen, was auch eifrig genutzt wurde.

Der abschliessende Apéro, zubereitet durch das Gastronomie-Team der beiden Pflegehäuser Im Spiegel und Lindhus fand nicht nur regen Zuspruch, sondern wurde Thema passend gesund gestaltet: Vollkornrisotto, Gemüsedipp und Beerencrème statt Chips und Salzstengeli.